Ozzy Osbourne – Ein Leben zwischen Hölle, Himmel und Heavy Metal
Vom Arbeiterkind aus Birmingham zum unsterblichen „Prince of Darkness“ – der Mann, der den Metal prägte und sich selbst überlebte
Mit tiefer Bestürzung nahm die Musikwelt Abschied von Ozzy Osbourne, einer der prägendsten Stimmen des Heavy Metal. Der Sänger, Songwriter und TV‑Star verstarb am 22. Juli 2025 im Alter von 76 Jahren im Kreise seiner Familie in seinem Zuhause in Jordans, Buckinghamshire.
Ozzy Osbourne’s größten Erfolge auf einen Blick
- Osbourne wurde in Birmingham als Frontmann von Black Sabbath zum Heavy‑Metal‑Pionier – Songklassiker wie Paranoid, Iron Man und War Pigs prägten das Genre.
- Nach seinem Ausstieg 1979 startete er eine ebenso erfolgreiche Solo-Karriere: Blizzard of Ozz (1980) und Diary of a Madman (1981) etablierten ihn als „Prince of Darkness“ – mit über 100 Millionen verkauften Alben solo und mit Black Sabbath insgesamt.
- Mit seiner Frau Sharon gründete er das Ozzfest (1996), ein jährliches Metal-Festival, das Millionen anzog und bis 2005 über 170 Millionen US-Dollar einspielte.
- Er wurde zweimal in die Rock & Roll Hall of Fame aufgenommen – mit Black Sabbath (2006) und als Solo‑Künstler (2024) – sowie in die UK Music Hall of Fame 2005. Zudem erhielt er zahlreiche Ehrungen wie den Global Icon Award beim MTV Europe Music Award 2014 und ein Ivor Novello–Lifetime Achievement Award 2015.
- Seine TV-Präsenz machte ihn einer breiteren Öffentlichkeit bekannt: Die Reality-Show The Osbournes (2002–2005) katapultierte die Familie Osbourne und den „Prince of Darkness“ ins Pop‑Kultur-Orbit.
- 2022 veröffentlichte er sein letztes Studioalbum Patient Number 9, das große Anerkennung erhielt und den Grammy für Best Rock Album gewann.
Ein bewegtes Leben – der Aufstieg, die Skandale, das Vermächtnis
Geboren am 3. Dezember 1948 in einem Arbeiterviertel Birminghams als viertes von sechs Kindern, hatte Ozzy früh mit Lernschwierigkeiten zu kämpfen. Mit 15 verließ er die Schule und jobbte in niedrig entlohnten Gelegenheitsarbeiten – später wurde er sogar kurz inhaftiert, wo er sich seinen Spitznamen „Ozzy“ einstach.
Ozzy Osbourne als Frontmann von Black Sabbath
Ozzy Osbourne stieg Ende der 1960er-Jahre als charismatischer Frontmann in die gerade gegründete Band Black Sabbath ein. Mit düsteren, kraftvollen Riffs und einer unverwechselbaren Stimme wurde er schnell zur zentralen Figur der Band. Während der gesamten frühen 1970er entwickelte sich Sabbath mit Alben wie Paranoid (1970), Master of Reality (1971), Vol. 4, und Sabbath Bloody Sabbath (1973) zu Vorreitern des Heavy Metal – und Ozzy prägte als „Prince of Darkness“ deren visuelle und musikalische Identität maßgeblich.
Ein besonders ikonischer Moment war ihr Auftritt beim California Jam 1974 im Ontario Motor Speedway (Kalifornien). Vor geschätzten 200.000 bis 250.000 Zuschauern lieferte Black Sabbath ein energiegeladenes Set ab – inklusive dem Eröffnungsstück „War Pigs“. Bemerkenswert war die Bühnenpräsenz Ozzys: Statt düster zu posieren, sprang er begeistert auf der Bühne umher, klatschte, streckte die Arme in den Himmel und wirkte wie ein ausgelassener Fan, der plötzlich selbst zum Rockstar wurde – ein faszinierender Kontrast zum dunklen Sound der Band.

1. Solo-Zeit: Der Wiederaufstieg des Prince of Darkness

Nach dem Rauswurf aus Black Sabbath im Jahr 1979 wagte Ozzy einen fulminanten Neustart. Seine erste Solo-Band mit Randy Rhoads, Bob Daisley und Lee Kerslake prägte die Alben Blizzard of Ozz (1980) und Diary of a Madman (1981), die allesamt Multi-Platin-Status erreichten. Hits wie “Crazy Train” und “Mr. Crowley” wurden zu Metal‑Anthemen.
Meilensteine des Genres
Er veröffentlichte insgesamt 13 Studioalben – die frühen Solo-Alben gelten als Meilensteine des Genres. Besonders prägend: seine Zusammenarbeit mit Randy Rhoads, die zur Musikgeschichte gehört, obwohl diese tragisch 1982 in einem Flugzeugunglück endete.
TV-Zeit: The Osbournes – Chaos mit Herz und Emmy
In den frühen 2000er-Jahren erreichte Ozzy ein neues Publikum durch die MTV‑Reality‑Show The Osbournes (2002–2005). Die Serie bot intime Einblicke in das tägliche Leben der Osbourne-Familie – inklusive Sharons Krebsdiagnose, Ozzys Suchtproblemen und turbulenten Familienszenen – und wurde zum meistgesehenen Format auf MTV, gewann sogar einen Emmy. Diese mediale Präsenz verlieh ihm ein fast sympathisches Image: den exzentrischen Patriarchen mit Charme, der versteckte Tiefen zeigte.

Prägend über all die Jahre: Sein wildes Auftreten, wie zum Beispiel die berüchtigte Fledermaus-Attacke. Und natürlich die immer wieder aufflammenden Süchte und Eskapaden, die zu massiven Skandalen wurden. Doch genau diese führten aber schließlich auch zur Ikonisierung des Ozzy Osbourne. Mit seinen Dämonen ging er immer offen um, was ihn stets authentisch wirken lies – sein Humor und sein Überlebenswille blieben stets präsent.
Skandale: Tour des Abgrunds
Ozzy war nie weit weg von Schlagzeilen: er biss in den 1980ern Vögel und eine Fledermaus während öffentlicher Auftritte (Showelemente, teils unter Drogeneinfluss). Auch rechtlich stand er oft im Fokus: 1985 verklagte man ihn wegen des Songs Suicide Solution – der Kläger behauptete, der Text habe einen Jugendlichen zum Selbstmord angestiftet, eine Klage, die später abgewiesen wurde.
Zu den dunkleren Momenten gehörte auch ein Vorfall 1988, bei dem er im Vollrausch seine Frau Sharon würgte – ein schwerer Tiefpunkt, für den er verhaftet wurde.
Der Fürst der Finsternis – nicht so finster, wie man denkt
Trotz seiner düsteren Bühnenpersona war Ozzy im Inneren gläubig – ein praktizierender Anhänger der Church of England. Er betete vor jedem Auftritt und nutzte das „Serenity Prayer“, um nüchtern zu bleiben. In einem Interview mit der Guardian meinte er:
„I’m a Christian. I was christened as a Christian. I used to go to Sunday school.“
Er litt unter dem Missverständnis, satanistischen Einflüssen zu folgen – sein dunkles Image war Show, sein Glaube jedoch echt. Er trug seit Jahrzehnten ein Kruzifix, und viele seiner Texte enthalten versteckte christliche Anspielungen.
2003 wurde bei ihm Parkinson diagnostiziert; trotz zunehmender gesundheitlicher Einschränkungen blieb er aktiv. Sein letzter Auftritt fand am 5. Juli 2025 in Birmingham statt – ein emotionales Wiedersehen mit Black Sabbath. Das Benefizkonzert Back to the Beginning spielte rund 190 Millionen US-Dollar für Parkinson- und Kinderhilfsorganisationen ein und markierte zugleich seinen endgültigen Abschied von der Bühne.
In einem seiner letzten Interviews reflektierte er: „Survival is my legacy“ – Überleben sei sein Vermächtnis, und er war stolz, bis ins hohe Alter aufzutreten und Fans zu inspirieren .
Was jeder Mann von Ozzy Osbourne lernen kann
Ozzy Osbournes Leben war geprägt von Höhen und Tiefen, von Leidenschaft, Rebellion und unerschütterlichem Durchhaltewillen. Sein Vermächtnis lehrt uns:
- Überleben ist ein Akt der Rebellion
Trotz Sucht, Krankheit und Skandalen blieb er aktiv – sein Lebenswille war beeindruckender als jede Rock-Legende. - Authentizität zählt
Egal, was die Welt sagte – Ozzy blieb sich selbst treu. Er verkörperte ungeschminkt sein Chaos, seinen Humor, seine Wut – und das machte ihn real. - Kreativität endet nie
Mit „Patient Number 9“ lieferte er ein musikalisch relevantes Lebenszeichen bis kurz vor Weihnachten – ein Beweis dafür, dass Kunst keine Altersgrenze kennt. - Familie und Leidenschaft geben Halt
Seine Partnerschaft mit Sharon war Motor und Rettungsanker zugleich – und Ozzfest ein Beispiel dafür, wie Kreativität und Liebe Dinge bewegen. - Man kann inszenieren, wie man geht
Sein Abschiedskonzert war nicht nur letzter Auftritt, sondern Inszenierung seines Lebens – laut, wild, großzügig – ein Statement bis zum letzten Akkord.
Quellenhinweise: Rolling Stone (Deutschland), Wikipedia (deutsch und englisch), Stern, ByteFM, People, Pitchfork, American Songwriter, The Times, India Times, The Guardian, Word on Fire, Medium, Yahoo News, Reddit